MütterMaiMeteorologisches 2006

1. Mai 2006

Fredi-Keks (originalverpackt)
Fredikeks (originalverpackt)

Liebe MBA,

Alles erwartet den Mai. Die märzliche Thomasbernhardkulisse des Volksgartens hat schließlich doch noch grün ausgetrieben, und der lila Flieder parfümiert den Heldenplatz mit seinem Kindheitserinnerungsduft. Alles ist also bereit, und in Wien bedeutet das zuerst fürsÖVP-Stadtfest und wenige Tage darauf für den Maiaufmarsch. Weil aber hier die Roten doch letztlich das Sagen haben, meldet sich für das beliebte Innenstadtfest gerne noch einmal der sprichwörtliche April, und das geht schon in Ordnung, beruhigen uns die Wetterkommentatoren, wie überhaupt das Wetter bei uns nie ungewöhnlich ist, höchstens vielleicht zu kalt für diese Jahreszeit, das wiederum gemessen an einem praxisfernen langjährigen Durchschnitt, vergleichbar der durchschnittlichen Kinderanzahl von, sagen wir, 1,34 Kindern pro Mutter (1999).

Die von mir überaus geschätzten Radio- und Fernsehmeteorologen (bei denen ich mir vorstelle, wenn sie vom Wetter der nächsten Tage erzählen, dass sie deshalb so genau bescheid wissen, weil sie für uns schon dort waren) verfügen über eine merkwürdig sprachprägende Macht, denken wir nur an den Terminus Starkregen für den guten alten Wolkenbruch.

Fredi-Keks (Detail)
Fredikeks (Detail)

Rechtzeitig für den Rüsttag des schwarzen Innenstadtfestes wird, wie es sich gehört, Schlechtwetter prophezeit, der Wettermacher im Radio kündigt allerdings für den Osten desÖsterreichs schon auch Regenpausen an. Zu Mittag bin ich im Zweiten verabredet, und da bis dreiviertel zwölf kein Tropfen gefallen ist, schwinge ich mich, eine Pause ist eine Pause ist eine Pause, auf mein Fahrrad. Noch im Neunzehnten erwischt mich eine ausgedehnte Regenpausenpause, und bis in die Leopoldstadt habe ich eine Vorstellung, wie sich zu Brei zerkaute Fredikeks fühlen mögen, keine Regenpause, weder zeitlich noch räumlich (abgesehen von den sehr flüchtigen, wenig Trockenheit spendenden Tropfenzwischenräumen) wird mir gewährt.

Bei meinem bevorzugten Cembalisten nehmen wir dann (Vorarbeit für Mütters Dichters Liebe) das Nachspiel von Die alten, bösen Lieder, den Epilog zu Schumanns Dichterliebe, auf, in zwei Varianten, mit durchaus opulent zu nennendem, vollem Cembaloklang, zuerst aber, molto secco, mit dem abgedämpften Lautenzug; als würde ich mit feinen Frotteehandtüchern abgetupft.

Danke, Giovanni, geht schon wieder.

Fredikeks (Serviervorschlag)
Fredikeks (Serviervorschlag)

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Weiter aber geht’s dieser Tage in St. Pölten, cinema paradiso, und am Freitag beim WeinKult 2006 in Fels am Wagram, Weingut Wimmer-Czerny, alles sog. Exklusivereignisse. Dies und alles weitere finden Sie ja in der bald-Rubrik auf muetter.at.

Jetzt einen schönen Mai, mit (Typ: Max, Moritz etc.) oder ohne (Typ: Onkel Fritz u. dergl.) Käfergetier,

Bertl Mütter

Bertl Mütter, das Ei
(hier als nachösterliches Ei; © Christof Zachl)

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Zwei Postscripta:

1) Bei meinem Sommerkurs im Rahmen des Musikforum Viktring sind noch ein paar Plätze frei, vom 16. bis 22. Juli 2006.

2) Mütters Müllerin, die CD, wird schon noch fertig, man schreibt noch an Texten, darf ich berichten.