frühlingsmütter 2010

1. März 2010

liebe mba,

erster märz, mit einemmal ist alles olympische von uns abgefallen, vor allem von uns österreichern, etliche andere sind nämlich um etliches weiter geflogen aber kürzer gefahren, haben uns die ansich uns zustehenden ersten treppenplätze, die ja die letzten treppenplätze sind – ganz hinauf müssen die klettern, nachdem sie sich eh schon beim sporteln selber am schwersten und immerhin effizientesten geplagt haben – wegeschnappt, vorenthalten, ja, gestohlen, wir können unsere sportlichkeit, den sog. olympischen geist, vor allem im sog. alpinen nicht durch gönnerhaftes schulterklopfen und staunen über die doch schon beträchtlichen leistungen der anderen, genetisch nicht so fürs schifahren ausgestatten nationen (schweiz, deutschland, italien, slowenien, kroatien, norwegen, finnland, schweden, usa, canada, marokko, jordanien) ausdrücken, verdammt, schafft doch all diese wettbewerbe ab oder unterdrückt hinkünftig informationen zur herkunft der gladiatoren, die sollen einfach für sich selber fahren, springen, schlifitzen oder geschliffene granitgewichter mit griff aufs eis schlenzen dürfen und uns bliebe das chauvinistische dummsprech in den massenzeitungen und fernsehkanälen erspart, oder, besser, weil erstens durchführbarer und zweitens und vor allem lustiger: engagiert doch bitte harry rowohlt als sportreporter, der kann von sich – glaubwürdig – behaupten, dass sein ausländerhass durch seinen inländerhass bei weitem aufgewogen wird, wenden wir uns nun aber wichtigeren, der warmen jahreszeit zugewandteren informationen zu, tiger woods nämlich, ein verwandter der tigerente, manche meinen, er sei gar die tigerente selber, und hölzern steht er ja auch da, wenn er mit seinem durch meine schuld, durch meine schuld, durch meine große schuld vor den medien abbitte leistet, dass er seine verfehlungen nicht vor ebendiesen auch begangen hat, so schönes bildundtonmaterial hat er uns vorenthalten, wofür er deeply um entschuldigung bitten möchte, er aber verliert einen weiteren sponsor, wir müssen uns sorgen machen um sein durchkommen, über die runden kommen, lasst uns also sammeln für die golfspielende tigerente, verbunden mit einem generellen aufruf zur ruhe verdammt noch einmal!

tut das gut. endlich ruhig.

das wird aber nix. draußen nämlich, wenn ich nicht in der seltener besuchten, ein gutes schwaches halbes jahr schon nimmer bewohnten großstadt weile, das ist ein gezwitscher und getschilpe, ein pfeifen undaber kein singen, weil auch sogenannte singvögel (wie alle rabenviecher; zu denen, wieder einmal, später) singen nicht, und wenn, dann mit schlechtester textverständlichkeit, nicht einmal messià¦n hat das ganz zu transkribieren vermocht, allerhöchstens als vokalisen könnte man das bei bestem willen korrekt bezeichnen, und gilt es doch die wirklichkeit korrektest möglich abbildende worte zu finden, dazu selbstredend die entsprechenden fußangeln, pardon, -noten, ich gelobe mich zu bessern, abermals. draußen nämlich also schreien die vögel die krokusse herbei, brüllen die knospen an den zweigen in lauerstellung, der gosecker ginkgo etwa, ein riesenbonsai, den schon goethe gesehen haben soll (wenn er ihn nicht gar gepflanzt hat, was hat goethe nicht alles gesehen und gepflanzt mit seinem holden belebenden blick?), ist von präprotuberant-pubertären pickeln übersät, er kann es gar nimmer erwarten, bis dass er seine zweilappigen blätter an die luft lassen kann, ahh wird er sagen (auf ginkgisch) und über naahhcht ergrünen, so ist das nämlich, wenn auch noch nicht gleich und dann erst noch eine stunde später, wie das halt ab ende märz so ist sommerzeitbedingt.

großstädtisch aber haben längstschon die krähen alles andere getier vertrieben, sie bleiben das ganze jahr über vor ihren fleischtöpfen ägyptens, welche bei ihnen die müllhalden der zentraleuropäischen peripherie sind, nachts kehren sie von ihrer arbeit heim in die bis dahin stillen hinterhöfe und auf die platanen der parkanlagen, hugo wolf ist vor 150 jahren geboren worden, mahler auch, dem aber hat man in wien keinen park gewidmet, dafür durfte er (wolf) nicht hofoperndirektor werden, er wärs aber gerne geworden und hat dem mahler einen bösen bösen brief geschrieben, irr und wirr vor krankheit. in den kanariknasten bürgerlicher wie auch proletarischer haushalte aber werden in absehbarer zeit auch krähenvögel einziehen, rälfe und hanshuckebeins allesamt, die hansis und bubis werden letztlich selbst aus den wiener kleingartenanlagen verschwinden, keine zukunft auf der schmelz, und jetzt ists dann aber wirklich zeit für den frühling, in dem ich sie und uns alle vorfrühlend willkommen heißen mag.

wird schon werden. und nicht lang wirds dauern, da werden wir jammern, zweng derana hitz.

drinnen aber ists angenehm temperiert. kommen sie also zu meinen – wenigen, dafür feinst abgestimmten – konzerten und klangpräsentationsereignissen, nach salzburg in die franziskanerkirche, die max gandolph-bibliothek oder ins museum der moderne, nach klagenfurt in den dom zu pergolesi, nach wien in die alte schmiede oder nach fels am wagram zum wimmer czerny. und sonstnochdaunddorthin. steht ja alles rechtzeitg auf muetter.at in der vorschau.

und aufläufe und fleischtöpfische ruhekissen aber sind zu meiden, ja, fliehen, wenns auch unbequem sein mag. ist aber besser so.

ihnen aber jetzt viel ruhe und einen angenehmen frühling, ganz ohne aufmärsche u. dergl.,

herzlichst, ihr

bertl mütter, steyr und sonstwo, ende februar 2010


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