jonktraum | variante

24. Januar 2009

dieser traum in der nacht vor jonkes begräbnis. wir, eine größere gruppe von freunden, haben uns in einem salon oder pavillon versammelt, hell ist es, die stimmung gelöst, nicht traurig oder gar schwer. die tafel ist mit langstieligen blumen (lilien, calla) frühsommerlich geschmückt, die kleider der damen haben auch etwas helles, maiglöckchenhaft luftiges. es ist wie bei der landpartie in fritz lehners schubertfilm, noch ist tag, aber es wird abend werden, und alle anwesenden wissen, dass es zeit wird, auf den friedhof hinauszugehen. gert aber ist unter uns, und gar nicht zentrum der aufmerksamkeit, sondern einfach heiter anwesend, was eine merkwürdig zweischichtige zeitempfindung auslöst: alle hier wissen, dass wir ihn, den verstorbenen, gleich eingraben werden, und ganz sicher liegt er schon längst aufgebahrt in der luegerkirche, zugleich ist er aber hier unter uns, eine leicht unbeholfene peinlichkeit kommt auf, aber keiner, auch ich nicht, wagt ihn anzusprechen, sodass am schluss nicht ganz klar ist, ob jetzt ein begräbnis stattfindet, stattfinden kann.

im aufwachen und nach diesem merkwürdig durchträumten tag, an dem wir uns, nach dem begängnis, im schloss concordia versammeln, diesem patinierten pavillon, dem die nicht vorhandene frühere größe von den wänden abblättert und wohin wohl schon schuberts freunde ihre damals ebenso friedhofsfernen landpartien unternommen haben, ist alles vollends klar.
ich bin nicht der einzige, der gert gesehen hat, blinzelnd aus dem halbblinden spiegel.