jonktraum

22. Januar 2009

dieser traum in der nacht vor jonkes begräbnis. wir, eine größere gruppe von freunden, haben uns in einem salon oder pavillon versammelt, hell ist es, die stimmung gelöst, nicht traurig oder gar schwer. die tafel ist mit langstieligen blumen (lilien, calla) frühsommerlich geschmückt, die kleider der damen haben auch etwas helles, maiglöckchenhaft luftiges. es ist wie bei der landpartie in fritz lehners schubertfilm, noch ist tag, aber es wird abend werden, und alle anwesenden wissen, dass es zeit wird, auf den friedhof hinauszugehen. gert aber ist unter uns, und gar nicht zentrum der aufmerksamkeit, sondern einfach heiter anwesend, was eine merkwürdig zweischichtige zeitempfindung auslöst: alle hier wissen, dass wir ihn, den verstorbenen, gleich eingraben werden, und ganz sicher liegt er schon längst aufgebahrt in der luegerkirche, zugleich ist er aber hier unter uns, eine leicht unbeholfene peinlichkeit kommt auf, und in einem unbeobachteten moment am gang meine ich zu gert, dass wir schwerlich aufbrechen können, wenn er nicht vorgehe, damit er, der unzweifelhaft tote, sich in seinen sarg legen könne, es wäre doch besser, wenn da niemand von uns zusehen müsse, und die pompfüneberer würden ihm beim besteigen seiner hölzernen raumkapsel behilflich sein, man habe da eine spezielle treppe, gangway, nur kürzer und aus schmiedeeisen, den kranzständern zum verwechseln ähnlich, eigentlich ist es ein kranzständer mit zusätzlicher treppenfunktion, weshalb sie bei begräbnissen niemandem auffalle, da sie dann den kranz an der scharnierlosen längsseite des sarges halte, der die geheimtreppe vollends verberge, und das sei auch besser so.
ob er mit seinem rabengang vor uns aufgebrochen ist oder nur eine abkürzung, ein metaphysisches wurmloch, genommen hat, etwa beim tor eins die stichstraße zur luegerkirche, während die trauergemeinde den offiziösen haupteingang zur nekropole nehmen wird, nehmen muss, wird im traum nicht bekannt gegeben.
beim begräbnis dann funktioniert alles tadellos. fraglich allerdings ist, ob er sich nicht verkehrt und so uns alle hineingelegt hat.