Schule des Staunens 10.1.1

21. April 2015

Zählen (21.4.)

Heute, am 21. April, begehen wir, da es sich um kein Schaltjahr handelt, den exakt 111. Tag des Jahres. Anthony Quinn wäre Hundert. Geboren wurde er in Chihuahua, jener Stadt, die auch der kleinsten Hunderasse ihren Namen gegeben hat; vor allem im 18. Jahrhundert wurden diese possierlichen, oftmals aber recht affektierten Tierchen von ihren Damen zur privaten erotischen Belustigung eingesetzt, weshalb sie nicht umsonst recht treffend Schoßhündchen genannt werden. Anthony Quinn seinerseits spielt in seinen Filmen vielfach (manchmal auch sympathisch) scheiternde. Josef Meinrad, ein großer bescheidener, wäre bereits 102. Seit 873 Jahren tot ist Petrus Abaelardus, und in zwei Jahren sind es auch schon wieder 900 Jahre, dass man ihn, im Spätsommer seines Lebens, entmannt hat, ein Attentat im August war’s. Mark Twain ist 105 und Willi Boskovsky, der Jahreseröffnungsstehgeiger meiner Kindheit, auch schon wieder 24 Jahre tot; Nina Simone verstarb vor einem Dutzend Jahren. Festlich stimmt uns, dass auf den Tag genau heute vor 2.768 Jahren Rom auf sieben Hügeln gegründet wurde, während es exakt 2.600 Jahre später, am 21. April 1847, in Berlin zur Kartoffelrevolution gekommen ist, die man sich ersparen hätte können, hätte man das neophytische Nachtschattengewächs nicht aus Südamerika über die Kanarischen Inseln bis nach Europa gebracht. 1847 dann sind die Kartoffelpreise gleich einmal sprunghaft angestiegen, was den Leuten in Berlin nicht recht war. 1847, diese Zahl wollen wir uns merken. Nebenbei: 1847 ist, als Primzahl, eine Zahl für Singles. Bruckner muss sich, als einer, der nur wenig von seinem Leben mit anderen teilen durfte (wollte er je überhaupt?), oftmals wie eine Primzahl vorgekommen sein; 1847 war er, so ein Zufall, primzahlige 23 Jahre alt. … Um den historischen Exkurs abzuschließen: Im Jahr 2001 wurde, am Vorabend des 102. Jahrestags der Gründung des Vereins für Deutsche Schäferhunde (in Karlsruhe war das), das Kampfhundeeinführverbot eingeführt. Aber wer bitte würde denn sowas sich oder gar jemand anderem antun? Ich finde, Schoßhündchen wie etwa Chihuahuas reichen da völlig zufriedenstellend.

[Bruckner, der arme Teufel, hatte bis ins hohe Alter eine derartige Angst vor Pollutionen, (ungewollte) Selbstbefleckungen, dass er sich nicht anders zu helfen wusste, als eine spezielle Sanitärunterwäsche (Gummiunterhosen) zu tragen.]

[Als wärs die Vorsehung selbst, erreicht uns am 22. April 2015 diese Meldung: „Promisternchen Paris Hilton (34) trauert um ihr Schoßhündchen Tinkerbell. ‹Mein Herz ist gebrochen. Ich bin so traurig und am Boden zerstört›. (…) Sie habe 14 tolle Jahre mit dem Hund verbracht, der an Altersschwäche verendet sei.“ … just am hundertsten Geburtsfest des Chihuahuagebornen. Das kann kein Zufall sein! – Quelle: orf.at]

Dreinreden (21.4.)

Was für einen Unfrieden das Dreinreden doch da und dort stiften kann: Hat nicht Romulus recht gehabt, sich vom gleichfalls wolfsmilchgesäugten Mauerspringer Remus nicht verhöhen zu lassen? … Hätte doch Heloises Onkel Fulbert dem Abaelard seine Freundin gelassen und sich besser selber kastriert! … Und wieviel schöne Sirtaki-Poesie liegt nicht in der ingeniösen Ingenieursbeharrlichkeit eines Alexis Zorbas, sodass ihm seine Materialseilbahn bei der – ähh – Jungfernfahrt derart grandios zusammenkrachen kann, dass wir uns, mit ihm und ermuntert von ihm, aus tiefstem Herzen freuen dürfen!?