Schule des Staunens 6.5

15. Februar 2015

(Materialien, eingewoben in meine Schule des Staunens am 9. bzw. 10. Februar 2015 im Wiener Konzerthaus)

„Bedenken Sie, meine Damen und Herren Blechbläser, was Ihr Instrument alles von Ihnen zu erleiden hat. Im Grunde genommen wird so ein Blechblasinstrument während des Spielens von ihnen pausenlos vollgespuckt. Sie bemerken es ja selbst, wenn Sie den Schalltrichter ihres Instrumentes nach dem Konzert über dem Konzertpodium ausschütteln und ausleeren. Die Konzertpodien der ganzen Welt sind vom ausgeschütteten Speichel der Blechbläser überall richtiggehend gebeizt. Das können Sie, wenn Sie den Boden genauer anschauen, überprüfen. Und bei den meisten Blechbläsern vieler Orchester habe ich den Eindruck, dass die Instrumente von ihnen weniger gespielt als genotzüchtigt werden. Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, ob Sie das auch wünschenswert fänden, wenn jemand sie zum Mund führt – sie mundeinwärts vollspuckt, dann nachblasend das vollgespuckte weiter durchstößt, nur damit auf ihrer anderen Seite irgendein Ton herauskommt?“

Gert Jonke, Chorphantasie (2003)